Standort: an einer Wegkreuzung östlich des Zemlinger Friedhofs 48°31,61’ nördl.Br. 15°47,79’ östl.L. Beschreibung: Holzkreuz mit kleinem Christuskopf-Relief Maße: Breite: 130cm; Höhe 250cm Schaft: 16 x 3cm Entstehungszeit: etwa 1981
6. Vogler-Kreuz
Die Flurdenkmäler der Gemeinde Hohenwarth-Mühlbach Zemling
Zur Geschichte des Bildstockes Möglicherweise ist ein Vorgänger des Kreuzes als Bildstock auf der Josephinischen Landesaufnahme (aus dem späten 18. Jahrhundert) eingezeichnet. Es laufen hier schon zu dieser Zeit Wege, die so wie heute von der Kirche Hohenwarth zur Kirche in Zemling leiten. In den späten 1970er Jahren wurde hier im Südosten von Zemling das Wegesystem relativ stark verändert d.h. die alte direkte, fast geradlinige Wegverbindung von der Zemlinger zur Hohenwarther Kirche ist seit damals nicht mehr vorhanden. Bis etwa 1976 befand sich an diesem Weg etwa 250m südöstlich vom heutigen Standpunkt aus gesehen ein kleines Holzkreuz mit einer völlig verrosteten Blechtafel. Dieses alte Holzkreuz - mit einem Marienbild versehen - wurde dann am Platz des heutigen Holzkreuzes in einem Blumenbeet aufgestellt. Seit etwa 1981 steht nun das heutige Kreuz mit dem Christus-Relief an dieser Stelle. Die Familien Vogler Um die Mitte des Jahres1810 wird der ledige Johann Vogler als Schulprovisor in Zemling angestellt. Er wohnt im Schulhaus Zemling No 51 bei Theresia Finsterle, Witwe nach dem am 6.5.1810 gestorbenen Schullehrer Franz Finsterle. Anfang Mai 1812 begräbt man in Zemling ein neugeborenes Kind und es ist kein Geheimnis, daß die Witwe Theresia und der ledige Johann Vogler die Eltern sind. Diese Verbindung wird sowohl von der Kirche, wie auch von der Gemeinde nicht gutgeheißen, sodaß schon am 20.5.1812 Josef Hegenauer/Hezenauer aus St.Andrä vor dem Hagenthale als Lehrer nach Zemling kommt. Johann Vogler bleibt unwissend d.h. man weiß nicht, wo er sich aufhält. Die Witwe Finsterlin ist vom 10.2.1820 - 18.8.1820 als Hebamme in Zemling verzeichnet, danach verliert sich auch ihre Spur. An eine Verbindung mit dem Vogler Kreuz sollte hier eher nicht gedacht werden. Etwa ab der Mittes des 19. Jahrhunderts ist in Zemling eine andere Familie Vogler greifbar, die Lebensumstände einiger Familienmitglieder sind, wenn sie auch keinen direkten Hinweis auf die Errichtung eines Flurdenkmales geben, doch zumindest interessant: Der 29-jährige Josef Vogler aus Sitzendorf bezieht 1863 mit seiner Ehewirthin Franziska Höbinger das Zemlinger Hauerhaus mit der Nr. 5, das der Schwiegervater Georg Höbinger schon 1813 gekauft hat. Franziska stirbt 1863 kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes und als der Witwer 1867 die Schwester seiner verstorbenen Frau ehelichen will, beginnt ein beachtlicher Behördenweg, denn es liegt das Ehehindernis der Schwägerschaft vor. Vorgelegt werden der Taufschein der Theresia Höbinger (*1825) und ein Aerztliches Zeugniß des Dr Friedrich Raith aus Ravelsbach, in dem angeführt wird, daß Theresia Hewinger, Hauerstochter aus Zemling No5 an einem chronischen Augenübel leide. In folge dieses Augenleidens ist Schwäche der Sehkraft eingetreten und es steht zu erwarten, daß mit dem zunehmenden Alter diese Augenschwäche noch zunehmen, und dadurch ihre Existenz gefährdet würde.Es wäre daher für dieselbe wümschenswerth und vortheilhaft sich mit ihrem Schwager Josef Vogler verehelichen zu dürfen. Der Ehe-Consens vom k.k.Bezirksamte Ravelsbach wird sofort erteilt, doch auch die Kirche muß ihr Einverständnis geben! Der Zemlinger Pfarrer Johannes Schnabl verfaßt ein Testimonium Religionis und als Zusatz ein Testimonium pauperitatis: Die beiden seien ganz brave Katholiken, aber so arm, daß sie keinerlei Steuern entrichten müssen. Erst nach drei Monaten trifft aus Wien die Erzbischöfliche Bewilligung der Heirat auf Grund der päbstlichen Dispens vom Hindernisse der Schwägerschaft ein. Am 4.2.1868 heiratet Josef Vogel die Theresia Höbinger. Nun begeben wir uns auf den Boden der Spekulation: Hat etwa nun Josef Vogler als Dank für den glücklichen Ausgang des Behördenlaufes beschlossen, ein Zeichen zu setzen. Der Vater seiner Ehefrauen, Georg Höbinger, war Bauer in Zemling Nr. 38 und bewirtschaftet einen ziemlich großen Besitz. Das Protokoll des Franziszeischen Katasters (1824) zeigt, daß viele zum Haus gehörigen Grundstücke in den Rieden Krautgarten und Rainen südöstlich des Ortskerns am Platz der Vorläufer und des heutigen Vogler Kreuzes liegen. Dazu wohnt der verwitwete Georg Höbinger seit längerer Zeit im Haus Nr. 5 beim Schwiegersohn Joseph Vogler – da kann durchaus über die Errichtung oder Renovierung eines Flurdenkmales nicht nur gesprochen worden sein. Georg Höbinger stirbt 1878, Theresia Vogler 1896 und Josef Vogler 1915. Am Zemlinger Friedhof ruhen alle vier in einem Grab: Josef Vogler, seine beiden Ehfrauen und deren Vater Georg Höbinger.