Standort:
nordöstlich von Zemling,
an der Straße von Eggendorf nach Pfaffstetten.
48°32,16’ nördl.Br.
15°48,6’ östl.L.
Beschreibung:
Sockel mit figuralem Aufsatz auf einer Basisplatte
Maße:
Basisplatte: 145 x 145cm; Höhe: 15cm
Sockel unten: 80 x 80cm; Höhe: 150cm
Gesamthöhe des Bildstockes: ca. 330cm
Entstehungszeit:
1760
3. Polster-Nepomuk
Inschrift am Sockel gegen Osten:
Last ihr die
Leuthe .eyder sein
und die Neyder hasßen
.....................
.....................
den.............hilff
Wür Bauen hier auf
dieser Erden alß wolle
es da ewig werden
und wo wir solten e
wig seyn da Bauen wir
gar wenig drein
Die Statue steht hart an der Zemlinger Katastral-Gemeindegrenze bereits auf
Baierdorfer Gebiet, trotzdem wollen wir diesen Nepomuk hier behandeln.
und am Sockel gegen Süden:
georg
Bolster mein Eeh
wirdin Elisabeth
Bolsterin graff
Traunerischem
Underdann Anno
1760
Zur Inschrift
Der Anfang der Inschrift auf der Ostseite war vor 20 Jahren gerade noch zu lesen. Für den Anfang darf man auf durchaus gängige
Sprichwörter wie Laßt Neider neiden und Hasser hassen / Was Gott mir gönnt, muß man mir lassen und ähnlich Lautendes
denken. Ein Hausspruch in Gnigl bei Salzburg bietet folgende Fortsetzung: Ich lass den Neider neiden / Und den Hasser hassen; /
was Gott mir b'schert / muß mir Hasser und Neider lassen. Oder eine Hausinschrift im Schweizer Gampelen: Lass Neider neiden /
Lass Hässer hassen / Wass Gott mir Gönt / mus man mir lassen / Dieses Haus hat lassen Bauwen Elisabeth Tschillor / 1740. Der
Schluß allerdings (Wür Bauen hier auf Erden …) findet sich als Hausinschrift im deutschen Sprachraum besonders in Tirol relativ
oft. Auf Flurdenkmälern unserer Gegend sind Inschriften dieser Länge bzw. dieses leicht religiös-erbaulichen Inhaltes recht selten.
Zur Geschichte des Bildstockes
Das Kartenbild der Josephinischen Landesaufnahme zeigt südlich von Payrdorf an einem Weg von Ekendorf nach Pfafstetten ein
steinernes Flurdenkmal, das am Platz des Polster-Nepomuk steht.
Auf dem Kartenblatt bzw. in der Grenzbeschreibung des Franziszeischen Steuerkatasters 1823 für Baiersdorf (sic!) findet sich der
Bildstock nicht – allerdings ist er auf dem entsprechenden Blatt für Zemling hart außerhalb der Gemeindegrenze stehend
eingezeichnet.
Ignaz Keiblinger berichtet 1869 in seiner Geschichte des Benediktinerstiftes Melk aus dem Gedenkbuch von Ravelsbach: An der
Straße gegen Eckendorf (sc.von „Paierdorf“) steht eine steinerne Bildsäule des heiligen Johann von Nepomuk, welche Georg Polster
und seine Ehewirthin Elisabeth im Jahre 1760 errichten ließen.
Zur Geschichte des Georg Polster und der Familie Polster
Georg Polster wird 1686 in Pfaffstetten als Sohn des Johann Polster geboren. Wann und wo er die etwa gleichalte Elisabeth heiratet,
ist für mich – trotz der Überfülle der durch das Programm „Matricula“ im Internet einsehbaren Quellen – nicht feststelbar. Ab 1724
jedenfalls wohnt das Ehepaar in Baierdorf als Untertanen der Herrschaft Maissau. Georg stirbt am 13.10.1761, Elisabeth am
16.2.1762 in Baierdorf.
Ein Grund für die Errichtung des Nepomuk ist vielleicht in der langen Inschrift spekulativ erfassbar. In Baierdorf sind um das Jahr
1724 mindestens drei „Polster-Familien“ wohnhaft. Vielleicht löst der Zuzug des Georg aus Pfaffstetten, womöglich mit einer Ehefrau
von weit(er) her, Unstimmigkeiten in Richtung Neid unter den Dorfbewohnern aus, zumal Georg Polster, wie uns die Maria-
Theresianische Rustical-Fassion (1752) berichtet, bestimmt nicht arm ist und in seinem Haus immerhin 12 Floren jährliche
Einkünfte von 2 Zünß Zimmer angeben kann.