Standort: an der Straße zwischen Zemling und Eggendorf 48°32,03’ nördl.Br. 15°47,13’ östl.L. Beschreibung: kapellenartiger Breitpfeiler Maße: 210 x 160cm; Gesamthöhe ca. 340cm Entstehungszeit: 1910
2. Gutmayer/Wiedmayer-Kapelle
Die Flurdenkmäler der Gemeinde Hohenwarth-Mühlbach Zemling
Zur Geschichte des Bildstockes Wahrscheinlich befindet sich schon in der Karte des Ambt Eggendorf in der Topographia Windhagiana aus dem Jahre 1673 (!) an dieser Stelle ein Holzkreuz eingezeichnet. Die Josephinische Landesaufnahme – also etwa 100 Jahre danach – zeigt mit Sicherheit hier ebenfalls ein Holzkreuz, das bis zum 2. Viertel des 19. Jahrhunderts auf den Landkarten nachzuweisen ist. Das Kreuz markierte am Weg von Eggendorf kommend eine Gabelung: Links nach Zemling, geradeaus in südlicher Richtung nach Mühlbach. Obwohl das Wegesystem immer wieder den Bedürfnissen des modernen Wirtschaftens angepaßt wird, sind diese Gabelung und der alte Weg nach Zemling noch im 21. Jahrhundert auf Satellitenbildern gut erkennbar. Doch zurück zum Beginn des 20. Jahrhunderts: 1910 wird der heutige kapellenartige Breitpfeiler an der Stelle des eben erwähnten Holzkreuzes errichtet. Im Gedenkbuch II. der Pfarre Zemling findet sich dazu folgende Eintragung: Im Sommer [1910] erbaute Frau Therese Gutmeier, Private in Mühlbach 21, auf der Parzelle 268 in Zemling mit Erlaubnis des f.e.Ordinariates und mittels Widmungsurkunde ausgestellt vom k.k.Notar Dr. Gass in Ravelsbach eine schöne "Mariae Hilfe"-kapelle. (kl.Wegkapelle). Sie wurde grundbücherlich einverleibt auf die Parzelle 268, die ihrem Schwager Johann Widmayer derzeit gehört. (Genehmigt f.e. Ordin.Wien 30.Aug.1910.Z:9516.). Einblick in grundbücherliche Vorgänge bietet im Zemlinger Pfarr-Archiv eine Urkunde vom 5.9.1910: Grundbuch-Gesuch d. Johann/Barbara Wiedmayer, Zemling Nr.20 um Errichtung der EZ 738 samt einer dem Pfandrecht von 2300 fl = 4660 K zur Sicherstellung der Verpflichtung der Erhaltung der auf Parzelle 268 neu erbauten Muttergottes-Kapelle in guten Bauzustande für immerwährende Zeiten. Nun wird es verständlich, daß in der Bevölkerung dieses Flurdenkmal einmal Gutmayer-, ein andermal Wiedmayer Kapelle genannt wird. 1977 und besonders 1982 wurde sie einer gründlichen Renovierung unterzogen, die nun den weiteren Bestand dieses Flurdenkmales sichert. Die Familien Gutmayer und Wiedmayer Das Sterbebuch Mühlbach berichtet zum 26.5.1927: † Gutmeier Theresia, Private in Mühlbach, seit 12.1.1883 Witwe nach Gutmaier Alois, gew. Dieners im Theresianum in Wien; geboren 16.VI.1842 in Zemling, zuständig in Mühlbach. 84jg., Private sub Mühlbach Nr 21. Erst diese Eintragung ermöglicht es, die Zusammenhänge mit Hilfe der Matriken zumindest teilweise aufzuklären: Theresia Gutmayer wird 1842 als Tochter des Halblehners Joseph Lintner in Zemling Nr. 22 geboren, die Heirat mit Alois Gutmayer aus Grübern (* 3.2.1845) findet wahrscheinlich in Wien statt, – lange dauert die Ehe ja nicht – und Theresia Gutmayer verbringt die Witwenzeit als Private im Mühlbacher Haus Nr. 21. Auffallend ist dabei, daß in diesem Haus Nr 21 in Mühlbach seit einiger Zeit immer wieder Personen aus Wien, St. Pölten und anderen größeren Orten Niederösterreichs wohnen. Der oben erwähnte Schwager Johann Wiedmayer ist so in die Geschichte der Kapelle einzuordnen: Er hat 1882 als angehender Hausbesitzer in Olbersdorf die Barbara Lintner aus Zemling, die Schwester der Theresia Gutmayer, geheiratet, das Ehepaar übersiedelt nach Zemling Nr. 22 und übernimmt also 1910 die Erhaltung der Kapelle. Nach Johann Wiedmayer (†1922) bzw. seiner Witwe Barbara (†1932) sind die Nachkommen des Ehepaares für die Kapelle verantwortlich. Seit längerer Zeit übernimmt die Familie Schachamayer aus Zemling die Pflege.